Xenotransplantation

Moralische Probleme der Xenotransplantation

Risikofaktoren

Infektionsrisiko:
Menschen und Tiere tragen in ihrem Genom sog. endogene Retroviren, die für den eigenen Organismus ungefährlich sind.
Es sind im Zusammenhang mit Infektionen mehrere Risiken37 vorstellbar, die Individuum und Gesellschaft betreffen und im Folgenden kurz angerissen werden sollen:
- Die Übertragung eines Xenotransplantats auf ein Individuum, ob nun menschlicher oder tierlicher Herkunft, könnte dem Patienten von Nutzen sein. Jedoch dürfen die möglichen Risiken für die Gesellschaft nicht unterschätzt werden.38
„Die Möglichkeit der Kombination der endogenen Retroviren von Schwein und
Mensch ist ein zusätzliches Risiko“.39
- Bisher ist nicht abschätzbar, wie groß die Zahl von Retroviren ist, die bisher durch gängige Testverfahren gefunden und analysiert worden sind. Um das Risiko bei unbekannten und damit unkalkulierbaren Retroviren zu mindern, müssten eventuell neue Testmethoden40 entwickelt werden. Neben dem ernormen Forschungsbedarf ergeben sich augenscheinlich unlösbare Probleme.41
- Mit dem Infektionsrisiko wird es voraussichtlich nötig sein, Patienten und Angehörige lebenslänglich medizinisch zu kontrollieren.42 Da das Infektionsrisiko dermaßen bedeutend ist, werden wohl strikte Kontrollen nötig sein, die der Gesetzgeber fordern würde.
- Es sind weiterhin Infektionen vorstellbar, die nicht gleich entdeckt werden, da sie eine lange Inkubationszeit43 haben.

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37Zum Begriff des Risikos vgl. die Ausführungen von Engel S. 38 ff.
38Engels verweist in diesem Zusammenhang auf einen Auszug bei Weiss. Dieser stellt in einer Passage Chirurg und Microbiologe gegenüber. Der Chirurg wird als jemand dargestellt, der nur den einzelnen Patienten vor Augen hat und sein Gewissen dadurch beruhigt, dass er diesem einen Patienten geholfen hat. Der Mikrobiologe hingegen wünscht sich bezüglich möglicher Risiken mehr Aufklärung für die Gesellschaft. Diese Vorstellung eines Chirurgen, der ohne jede Weitsicht seinem Beruf nachgeht, erscheint doch ziemlich gewagt. Im Einzelfall mag dieses zutreffen, im Allgemeinen ist diese These wohl nicht verifizierbar. Wer ein guter Chirurg sein möchte, der muss sich das Ziel setzen, in seinem Anwendungsgebiet möglichst immer auf dem neuesten Forschungsstand zu sein. Dieser Forschungsstand beinhaltet ebenfalls die Kalkulation von Risiken, die sowohl Patient als auch Gesellschaft betreffen.
39Engels, S. 44.
40Vgl. 29 Diese Testmethoden würden dann erhebliche Kosten nach sich ziehen. Der wirtschaftliche Aspekt muss demnach auch Berücksichtigung finden.
41Zusammenfassung der wichtigsten Punkte dieses Problemkomplexes: Die neuen Testmethoden hätten als Bezugspunkt die bisherigen Verfahren zur Auffindung von Retroviren. Grundvoraussetzung ist eine vorliegende Ähnlichkeit zwischen bereits identifizierten Viren und unbekannten Viren. Wie wird nun mit solchen Viren umgegangen, die außerhalb des für die Forschung Erfassbaren liegen? Zitat:„Es wäre daher zu fragen, ob auch Retroviren vorstellbar sind, deren Eigenschaften über einen Unbekanntheitsgrad verfügen, der eine gezielte Entwicklung geeigneter Testinstrumente unmöglich macht und die Viren erst durch ihre Expriemierung in Form von Krankheiten identifizierbar macht“ (Engels, S.44). Was die Risikoabschätzung angeht, so liegt in diesem Punkt ein eklatantes Wissensdefizit vor. Zitat:„Dieses Wissensdefizit ist nicht von derselben Art wie die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens beim Restrisiko, wo von „nicht erkennbaren“ oder von „Risiken jenseits der Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens“ gesprochen wurde. Denn im Falle der Xenotransplantation werden das potenzielle Risiko und seine möglichen Gründe sogar benannt, ohne jedoch abschätzbar zu sein“(Engels, S.44 f.).
42„Monitoring“. Engels verwendet den englischen Begriff, der mit Kontrollieren oder Beobachten übersetzt werden kann.
43Inkubationszeit: „Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Krankheit.“ Duden. Das Fremdwörterbuch S.363. Weitere Informationen zum Infektionsrisiko wegen langer Inkubationszeiten vgl. Engels S. 45 f..
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